Drachenliebe(nach einem Hintergrund von Baddog)
Tara stand schweigend am Fenster und blickte in die Abenddämerung!
Ihre Augen besassen einen verzweifelten Schimmer.
Sie wußte, daß dieser Abend über viele Dinge entscheiden
würde!
Sanft streichelte sie ihren Bauch, noch war nichts zu sehen. Doch ein
Kind wuchs in ihr. Ein Kind, daß in dieser Welt kein Recht auf Leben
hatte. Und das Schreckliche war, daß es nicht in ihrer Macht lag,
daß zu ändern!
Eine Träne rollte über ihre Wangen.
Schnell wischte sie sie weg! Der Vater ihres Kindes ertrug es nicht
sie weinen zu sehen!
'Oh ihr Sterne, warum?' Flehte sie in Gedanken den immer deutlicher
werdenden Himmel an!
'Warum musste dies geschehen?' Doch sie erwartete keine Antwort!
Plötzlich spürte sie wie er näher kam!
Der Herr ihres Herzens und der Vater ihres Kindes. Sie spürte
seine Nähe wie einen Flügelschlag. Und sie wusste was sie zu
tun hatte, um nicht alles zu verlieren, was sie liebte!
Sie hoffte so sehr, daß er richtig reagieren würde. So sehr.
Doch sie wusste auch, daß das Gesetz gegen sie wahr. Sicher als Geliebte
war sie geduldet bei seinesgleichen, doch als die Mutter seiner Kinder
war eine andere vorgesehen!
Immer näher kam er, ihr Herz schlug heftig.
Plötzlich schob sich ein mächtiger Schatten vor die letzten
Strahlen der Sonne!
Ein mächtiges Geschöpf! Sie war jedesmal von neuem verzaubert
von seinem Anblick!
Da war er, der Schlag ihres Herzens! Noch eine Träne rollte ihr
über die Wange.
Sie wusste, nun würde sich ihre Zukunft entscheiden.
Sanft streichelte sie ihren Bauch und hoffte, daß dieses Kind
eine Zukunft haben würde!
Denn der Vater ihres Kindes war ein Drache.
Sanft gleitend flog Annotylar (Tylar), der silbern schimmernde schwarze
Drache auf seine heimatliche Burg zu. Sein Herz schlug schwer, er spürte
das etwas anders war, doch was, daß wußte er nicht! Sein Kontrollflug
über die Berge seiner Wahlheimat war wie immer verlaufen! Keine Bauernaufstände
und kein bespitzeln von seinen Nachbarn. Der König war wie immer bereitwillig
auf seine Forderungen eingegangen!
Frieden war ihm wichtig! Nun ja, der König war ja auch ganz gut
davon gekommen!
Nur eine Goldtruhe dafür, daß ein Drache sein Reich bewachte,
von den 5 Edelsteinen ganz zu schweigen. Tylar wußte, daß er
sehr preiswert war. Aber das war ihm das friedliche Leben wert. Wenigstens
wurde er nicht von den Menschen mit Hass und Mißtrauen angeschaut,
wie viele seiner Brüder.
Doch jetzt dachte er lieber an seine Herzensblume! Wie sanft sie heute
morgen im Schlaf ausgesehen hatte! Er hatte schon überlegt, ob er
den Ausflug verschieben sollte, aber er wußte das man den Menschen
immer aufmerksam gegenüber treten musst, sonst vergaßen sie
noch seine Macht.
Oh Tara, du Blüte meines Lebens! Wärst du doch nur ein Drache!
Gleichmäßig und ruhig landete er auf dem eigens dafür
gebauten Platz. Da stand er nun, der silberschwarze Erddrachen. Seine Farbe
war ungewöhnlich für seine Art. Normalerweise sind Erddrachen
ja grünlich-braun, vielleicht mal zitronengelb oder smaragdgrün,
aber niemals silberschwarz. Nun ja, sein Vaterdrache hatte ihm zwar erzählt,
daß sein Mutterdrache schwarz gewesen war, aber geglaubt hatte er
ihm lange nicht. Immerhin hatte seid Ewigkeiten niemand mehr einen schwarzen
Drachen gesehen. Ausgestorben sollen sie sein! Und sein Vater war ein Silberner
Drachen, eher grau als Silber, doch er regte sich ja immer so über
dieses Wort auf. Und so entstand ein silberschwarzer Drache. Er: Annotylar!
Da stand er nun auf dem Burgplatz, der grosse Drache! Doch halt, was
war das?
Die Umrisse des Drachen verschwammen, undeutliche Konturen verschoben
sich. Immer kleiner wurde die Gestalt und als die Konturen wieder schärfer
wurden, stand ein stattlicher Krieger auf dem Platz. Von dem Drachen war
nichts mehr zu sehen. Nur die Haare des Kriegers und seine Kleidung wirkten
noch wie silberschwarze Schuppen!
Mit stolzen Schritten näherte er sich dem Portal und mit jedem
Schritt spürte er mit seiner Magie die Verzweiflung seiner Tara!
Tara stand immer noch am Fenster und beobachtete die Geschehnisse auf
dem Platz!
Sie sah wie Tylar auf das Portal zuschritt und ihr Herz klopfte so
stark, daß sie zitterte.
Hinter ihr erschien Mala, ihre Dienerin und Freundin zugleich.
"Herrin, der Gebieter ist da!" sprach sie.
"Danke Mala!" antwortete Tara. Und wandte sich der Tür ihres Gemaches
zu. Sie wußte das Tylar zu ihr kommen würde, so wie er es immer
tat, wenn er von seinem Ausflug über das Reich hinweg zurückkehrte.
Und tatsächlich, langsam öffnete sich die Tür und er trat
herein.
Schweigend schauten sie sich an! Jeder war sich bewusst, daß
irgendetwas anders war.
Plötzlich rollten Tränen über Taras Wangen und sie fing
an zu schluchzen. Mit schnellen Schritten kam Tylar näher und nahm
sie in seine menschlichen Arme.
"Was hast?" fragte er erschrocken.
"Spürst du es denn nicht?" entgegnete sie: "Ich bekomme ein Kind!"
Sein Blick verdunkelte sich und er starrte die Wand hinter ihr an.
Er wusste was dies bedeutet. Ein Kind von einem Drachen und einer Menschenfrau
war in seiner Welt ein Bastard, ein Geschöpf der Zwischenwelt. Es
würde von niemanden geduldet werden und immer gejagt werden, von Drachen
wie von Menschen. Eine Mischgeburt würde nicht geduldet werden, von
niemanden. Und sein Vater würde von ihm verlangen Tara zu töten,
bevor sie das Junge austrug. Und es war ihm bewusst das ein Drachenembryo
Tara töten würde. So oder so, er würde sie verlieren,
sie, die seinem Leben einen Sinn gegeben hatte, nachdem seine Gefährtin
Allyandra getötet worden war. Er überlegte angestrengt was er
tun könnte. Zwar hatte er mit diesem Geschehnis rechnen müssen,
doch sein Verstand hatte diese Möglichkeit weit von sich geschoben.
Schliesslich war es seit Jahrhunderten nicht mehr passiert.
Tara unterbrach seine Gedanken:
"Ich werde das Kind töten!" sprach sie mit einem leerem Gesichtsausdruck.
"Nein" schrie Tylar: "Das werde ich nicht zulassen! Es ist unser Kind,
ein Teil von uns. Ich werde eine Möglichkeit finden."
"Ich werde dieses Kind nicht austragen nur um es von deinen Brüdern
töten zu lassen! Niemals werde ich das zulassen. Wenn ich die Geburt
überhaupt überlebe." Mit entschlossenem Gesicht schaute sie ihn
an.
"Geh! Du hast drei Tage Zeit um eine Lösung zu finden! Danach
werde ich das Kind töten."
Schweigend blickte er in ihr entschlossenes Gesicht. Er dachte daran,
daß es vielleicht niemand erfahren würde. Doch er wusste, daß
diese Möglichkeit niemals eintreten würde. So gut waren seine
magischen Fähigkeiten nun auch wieder nicht. Sein Vater würde
die Gedanken einfach aus ihm herausquetschen, nur um zu erfahren, was ihn
bedrückte.
"Versprich mir, daß du auf mich warten wirst!" forderte er Tara
auf.
Verwundert schaute sie ihn an:
"Ich werde auf dich warten. Doch zögere nicht zu lange!" sprach
sie.
Bei ihren Worten wandte er sich zum Türbogen schritt hinaus.
Tara eilte zum Fenster nur um zu sehen, wie er seine wahre Gestalt
annahm. Ihr liefen wieder Tränen über die Wangen und nun konnte
sie sie nicht mehr zurückhalten. Sie schaute ihm nach, wie er in die
Nacht hineinflog. Und zum ersten Mal hoffte sie.
Ein klein wenig Hoffnung war ihr noch geblieben.
Blind starte Tylar während des Fluges vor sich hin. Er überlegte
hin und her. Doch eine Lösung gab es einfach nicht. Wenn es so wäre,
wären schon einige solcher Kinder geboren worden, ach nein. Seine
Clansbrüder waren da anders. Für sie waren ihre Sklavinnen nur
Spielzeuge, keine Gefährtinnen wie Tara. Oh Tara!
Einst war sie eine Kriegerin gewesen, eine Drachentöterin, so wie
ihr Vater vor ihr, und dessen Vater.
Es war ein Skandal gewesen. Ein Drache und eine Drachentöterin.
Ironie!
Doch sie hatten sich verliebt. Während ihres Kampfes verwundeten
sie sich gegenseitig so stark, das eine Rettung nur gegenseitig möglich
war.
Tara verband seine grossen Schnittverletzungen, die seine übriggebliebene
Magie nicht mehr heilen konnte, ehe er verblutete.
Und er schloß ihre Wunden mit seiner letzten magischen Kraft.
Tagelang lagen sie nebeneinander, voller Schmerzen, unfähig weiterzukämpfen.
Irgendwann fingen sie an zu reden, Geschichten ihrer Kindheit, über
ihr Leben.
Nachdem die Wunden verheilt waren, konnten sie sich nicht mehr bekämpfen.
Das alte Sprichwort war wahr: "Wer in das Herz eines Drachens blickt,
erkennt das Schicksal"
Doch so einfach war das nicht. Tylar sollte Taras erster Drache werden,
ihre Prüfung. Und die hatte sie nicht bestanden. Eine zweite Chance
bekam sie nicht mehr. Entweder Ihr Tod oder der des Drachen. Etwas anderes
wurde nicht akzeptiert!
Welcher Drachentöter einigt sich auch mit dem Drachen friedlich?
Sie konnte nicht mehr zu ihrer Familie zurück. Doch wohin?
Tylar bot ihr daraufhin an, bei ihm zu bleiben. Und sie nahm an!
Was sollte sie auch sonst tun. Allein als Frau ohne Clan hatte sie
keine Chance in dieser Welt zu überleben!
Zuerst haben sie voneinander gelernt, Freundschaft und Kameradschaft,
doch je näher sie sich kennenlernten, desto mehr erkannten sie die
Ähnlichkeit zwischen sich.
Und irgendwann wurde Liebe daraus.
Stundenlange Flüge auf seinem Rücken zeigten ihr eine Welt
voller Schönheit. Und er lernte auch die kleinen Dinge auf dieser
Welt zu schätzen, Dinge die er immer übersehen hatte.
Oh Tara, Geliebter Stern an meinem Himmel.
Ich schwöre dir, ich werde einen Weg finden, dich UND das Kind
zu retten.
In der Ferne tauchte langsam die dunkle Festung des Drachenlords auf.
Der älteste und mächtigste Drache der lebte. Der Drachenvater
war weise und stark, doch ob er ihm helfen würde, war fraglich.
Immerhin hatte er diese Gesetze erschaffen.
Doch er musste es versuchen.
Einen Tag hatte er gebraucht, um zur Festung des Lords zu gelangen.
Nur noch zwei Tage!
Tara, warte auf mich!
Er hoffte, dass er gleich zum Herrscher vorgelassen würde Doch
die alten Drachenladys die den Lord umsorgten würden ihn wahrscheinlich
lange warten lassen. Sie mochten ihn nicht, das lag wahrscheinlich an seiner
Mutter. Sie war anders gewesen und er war es demnach auch. Auch sein Drachenelter
(Vater) konnte das nicht ändern. Auf die Gefühle der Drachen
hatte auch er keinen Einfluss.
Also würde er sich durchmogeln müssen. Zum Glück kannte
er die Geheimgänge der Festung. Als Jungdrache hatte er sie entdeckt
und nur seinem Vater gezeigt. Der würde Augen machen, wenn er plötzlich
vor ihm steht.
Er hoffte so sehr das sein Vater ihm half!
Langsam glitt er zu Fusse der Festung entlang. Ah, dar war der Schatten
etwas verschoben. Der Geheimgang.
Allerdings war der mächtige Drache viel zu groß für
den Gang.
Wieder setzte die Verwandlung ein. Die Gestalt des Drachen verschwamm.
Seine Konturen schrumpften in sich zusammen und verschärften sich
zu einer menschlichen Gestalt.
Vorsichtig tasteten seine menschlichen Finger die Mauer ab, da war
sie, die kaum spürbare magische Barriere. Mit einem gedanklichen Befehl
löste er den jahrhundertealten Mechanismus aus und ein Stück
der Mauer verschob sich nach innen. Langsam durchschritt Tylar das Tor
und als er es passierte, verschlossen sich die Mauersteine wieder zu einer
scheinbar undurchdringlichen Wand.
Mit seinen magischen Fähigkeiten erschuf Tylar ein dämmriges
Licht in dem scheinbar endlos langen Tunnel. Mit schnellen Schritten ging
er ihn entlang. An den Wänden waren Zeichnungen angebracht, doch er
hatte keine Zeit sie zu betrachten. Dann blieb er stehen.
Wo war die Treppe? Ach ja richtig, eine Illusion.
Die Wand zu seiner Rechten löste sich auf und es erschien ein
runder Treppengang.
Als Tylar das Ende der Treppe erreichte, erblickte er wieder einen
Gang, doch diesmal ging er nur ein paar Schritte und hielt an. Vorsichtig
streckte er einen Finger durch die Wand, ehe er sie durchschritt.
Nun befand er sich in einem großen Raum und in diesem Raum saß
ein Drache auf weichen Kissen und blickte in die Abenddämmerung. Er
schien in Trance, doch plötzlich wandten sich seine Augen zu dem Vorhang,
hinter dem Tylar wartete.
"Komm nur her, Annotylar!" forderte ihn der Drache auf.
Langsam schritt Tylar auf den großen Drachen zu. Vor diesem angekommen,
deutete er eine leichte Verbeugung an und sprach:
"Verzeiht mir das Eindringen, mein Lord!" sprach Tylar. Gnädig
nickte der alte Drache.
"Doch ich brauche Eure Hilfe, Vater!"
Mit unbewegter Stimme erzählte Tylar sein Problem. Er wusste,
daß Gefühle noch nicht angebracht waren.
Mit geschlossenen Augen verfolgte der silberne Drache seiner Erzählung.
"Und was bedeutet dir diese Menschenfrau? Du wärst sicher nicht
zu mir gekommen, wenn sie eine Sklavin wäre!" unterbrach der Alte
ihn.
"Ich liebe sie! Nicht mehr und nicht weniger!" sprach Tylar und zum
ersten Mal klang seine Stimme nicht mehr gleichgültig.
"Habe ich nicht dich und deine Geschwister gewarnt! Ich hätte
besser gleich den Umgang mit Menschen verbieten sollen." schweigend seufzte
der Drache vor sich hin. Tylar blickte zu Boden.
"Ich erkenne deinen Schmerz und verstehe ihn. Besser als du vielleicht
vermuten magst." Mit leerem Blick starrte der grosse Drache vor sich hin.
Tylar blickte ihn fragend an!
"Ich sehe, daß du mich nicht verstehst! Nun gut, es ist ohnehin
Zeit dir die Wahrheit zu erzählen.
Nur wenige wissen es, doch es gab schon einmal eine solche Situation.
Eine Menschenfrau trug das Kind eines Drachen in sich und sie hat es überlebt."
"Was sagst du da!" ungläubig sah Tylar seinen Vater an.
"Wie ist das möglich! Das Kind müsste sie zerissen haben!"
"Das ist richtig, doch zum Zeitpunkt der Geburt war sie kein Mensch
mehr. Du musst wissen, das in jedem Lebewesen ein Drache steckt. Nur wissen
dies die wenigsten. Doch ist eine vollständige Metamorphose nur unter
bestimmten Umständen möglich. Damals war es möglich! Doch
es hätte trotzdem nicht geschehen dürfen. Schau mich nicht so
an. Das Kind wurde geboren, doch die Mutter wurde nicht mit der Existenz
als Drache fertig. Es fehlte einfach das Jahrhunderte dauernde Training.
Die Drachenschule lehrt, wie man mit seinen Kräften umgeht und sie
beherrscht. Man wird nicht einfach als fertiger Drache geboren. Sie hat
es nicht verkraftet. Einige Jahrzehnte nach der Geburt zerstörte sie
sich selbst."
"Und was wurde aus dem Kind?" frage Tylar.
"Du bist dieses Kind!" erwiederte der Alte. Sinnend blickte der Uralte
auf sein letztes Kind.
"Nun weiss du, warum du nicht wie die anderen bist. Doch deine Mutter
gibt es nicht mehr."
"Aber wenn es einmal funktioniert hat, dann kann es das wieder. Und
ich werde dafür sorgen, daß Tara lernt mit ihrer neuen Existenz
umzugehen." sprach Tylar aufgeregt.
"Nun so einfach ist es nicht. Ich habe dieses Gesetz nicht umsonst
erlassen. Und ich will nicht das du dir dann die Schuld gibst, wenn es
nicht funktioniert. Auch brauchst du drei große Drachen für
die Umwandlung. Und ich glaube nicht, dass dir einer von den Alten hilft."
wird fortgesetzt
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